Theorie und Information zu Gestalttherapie

Die Gestalttherapie ist eine wissenschaftlich fundierte Form der Psychotherapie auf dem Hintergrund eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes. Es berücksichtigt die Wechselwirkung zwischen Körper, Psyche, Beziehung, Umwelt und Kultur.

In den 40er und 50er Jahren ist die Gestalttherapie von dem jüdischen Psychoanalytiker-Ehepaar Lore und Fritz Perls - zunächst im südafrikanischen, schliesslich im US-amerikanischen Exil - in Zusammenarbeit mit dem Soziologen Paul Goodman entwickelt worden. Theoretischer Hintergrund sind die Psychoanalyse Freuds, die Feldtheorie Lewins, die Gestaltpsychologie sowie der Existentialismus und der Zen Buddhismus. Die Begründer liessen ihre persönliche und Praxis-Erfahrung in das erlebnisorientierte Konzept der Gestalttherapie einfliessen, dass anhaltende Veränderung nur dann stattfinden kann, wenn KlientInnen/Menschen einerseits das Leiden zunächst annehmen - im Hier und Jetzt akzeptieren - und andererseits das zu Besprechende (Thema/Verhalten/Symptom) erfahrungsorientiert jetzt im Kontakt mit der Therapeutin verarbeiten.

Aus diesem Grunde entstanden spezielle Techniken zur Förderung der achtsamen Selbstwahrnehmung im JETZT bspw. durch die konkrete Körperachtsamkeit mit Hinweisen auf die Atmung und Verspannung des Körpers. Zur Er- wie Verarbeitung vom biografisch bedeutsamen Material im HEUTE wurden bspw. Stuhlarbeiten entwickelt, um einen Dialog (mit Partnerin/Elternteil etc.) zu führen, der zu innerer Klärung beiträgt.
Bekannt geworden ist der 'heisse Stuhl' - Gestaltgruppentherapien hatten einen leeren Stuhl, auf dem ein Mitglied sein zu bearbeitendes Anliegen beim Therapeuten hat bringen können.

Die Gestalttherapie hat sich weiter entwickelt und ist nun mit Modifizierungen in allen klinischen und diagnostischen Feldern anzutreffen. Grundsätzlich ist der früher zu vollem Ausdruck anregende Stil zu einem integrativen dialogisierenden Stil gelangt, der die verschiedenen Gegenbewegungen (Ambivalenzen) einzubeziehen weiss.

Die Grundhaltung der Gestalttherapie geht ausserdem von der Fähigkeit des Menschen zur Selbstregulierung und zu kreativem persönlichen Wachstum aus. Die therapeutische Beziehung hat eine real wirksame Bedeutung einerseits über die achtsame Rückmeldung von Wahrnehmungen, andererseits über das Dialog-Angebot im geschützten Rahmen.

Gestalttherapie wird heute in allen sozialen Institutionen und in verschiedenen Berufsfeldern wie ambulanter und klinischer Psychotherapie, Beratung und Supervision sowie in Coaching und Organisationsentwicklung eingesetzt.
Im deutsch-sprachigen Raum pflegen wir unsere Verbundenheit als GestalttherapeutInnen und Weiterentwicklungen sowie fachlichen und persönlichen Austausch neben den nationalen Berufsverbänden (CH-svg) auf den Drei-Ländertagungen der Gestalt-Dachverbände von Deutschland, Österreich und der Schweiz, den sogannnaten D-A-CH-Tagungen. Es gibt weiter die Europäische Vereinigung der Gestalttherapeuten, die EAGT. Mittlerweile gibt es vom IGW, Integrative Gestalttherapie Würzburg, Ausbildungen auch in Ex-Jugoslawien, Bolivien/Lateinamerika und China.   
www.gestalttherapie.ch    www.igw-gestalttherapie.de     www.eagt.org